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learning from learners – a smart idea?!
Die letzten beiden Tage war ich auf der IATEL-Tagung in Darmstadt, was sehr interessant war. Gabi musste dort einen Vortrag halten und in einem solchen Fall bietet sich ein Exkurs aus dem Alltag immer an ;-). Schon vor Wochen wollte ich ein Motivationsschreiben zu dieser Tagung einreichen, um dort an den Workshops aktiv teilzunehmen. Leider habe ich das verschwitzt und so konnte ich mich mit dem didaktischen Konzept zum SportCampus nur oberflächlich einbringen. Inhaltlich bot meine Session hierzu nämlich mancherlei Anker: z.B. durch die Anwesenheit von Computerlinguisten und Informatikern, die Interesse an dem Zusammenhang von „Bewegungsvisualisierung und Sprache“ oder „guided tagging“ hatten.
In unserer Session „learning from learner – a smart idea“ haben wir das Ziel verfolgt, die impliziten oder auch fehlenden „Setzungen“ (Annahmen, Bedingungen) zu finden, die hinter dem eigenen Lernkonzept stehen, z.B. gehe ich von einem Novizen-Experten Modell aus? Will ich Sinnverstehen fördern oder bloße Informationsverteilung? Betrachte ich den Lerner als hilfsbedürftig oder neugierig? Welche Vorstellung habe ich von der Community? Wie steht diese mit dem einzelnen Lerner in Verbindung? Hinter diesen Fragen verbergen sich Modelle, z.B. Lernermodell, Communitymodell, Technikmodell, Anwendungsmodell, etc. Es kam im Grunde heraus, dass sich einige Kleingruppen gar keine Gedanken über ihre Modellannahmen machen oder dass das Zusammenspiel (Abhängigkeiten) der Teilmodelle nicht hinreichend berücksichtigt wird. Insofern ist es interessant, s y s t e m a t i s c h nach blinden Flecken der didaktischen und technischen Entwicklungsarbeit zu suchen und dabei für die unterschiedlichen Fachsprachen/ Annahmen der Beteiligten (allem voran Pädagogen und Informatiker) sensibilisiert zu werden.
Ich habe gemerkt, dass die Diskussion „ohne konkreten Fall“ oft schwindlig hoch und allgemein ist, da man immer alle möglichen Modellparameter berücksichtigen muss. Das ist einerseits inspirierend, weil die geistige Beweglichkeit über die Modellgrenzen hinweg hoch ist. Andererseits ist eine solche Diskussion unbefriedigend, weil sie bei informationsarmen Aussagen stehen bleiben muss, z.B., „es kommt darauf an“ ob die Idee Learners from learners funktioniert. Durch eine dichte Beschreibung eines komplexen Falls könnte man die vorgeschlagenen Modelle „aktivieren“, d.h., konkreten Modellparametern zuordnen. Diese Konkretisierung bei gleichzeitiger Modelleeinordnung hätte den großen Vorteil, dass man die zentrale Frage der Ausbalancierung von Modellparametern (model balancing) anschaulich macht. Das ist – glaube ich – sehr lehrrreich, für den Vortragenden und Zuhörer.
Die Abschlussdiskussion am Samstag bündelte nochmal die Ergebnisse aus den Sessions. Gegen Ende ging es nicht mehr um e-learning, sondern um Grundsätzliches: um den Wert der Formung an einer Universität, dem Wert der „Unterwerfung“ der Studenten unter einen „Zwang“, der zur Freiheit und Bindung führt (Sesink). Das sind alte, dialektische Formeln, die immer noch gültig sind. Das Problem der m o d e r n e n Universität ist aber, dass wir uns verstärkt „toten Formen“ unterwerfen, also Regeln und Bindungen, die „weh tun“ OHNE das damit personales Wachstum verbunden ist. So kamen wir abschließend zu einer Hintergrundfolie für e-learning-„Aktivisten“, von der auch Gabi in ihrem Vortrag gesprochen hatte: Ist die subtile Ökonomisierung der Universität im Gewandt einer FORMALISIERUNG Treiber für die Lern-UN-kultur? Ja, das Thema hatten wir schon einmal bei Ökonomie und Bildung. Was tun? Darauf wurde keine Antwort gegeben und ich weiß auch nicht, ob die e-Learning Forschung darauf eine Antwort geben KANN, denn politische Aktivität ist für den modernen Forscher ein „no go“, oder? Wem das zu pessimistisch ist, der sei auf das Spiel von Wey-Han (einer der Referenten) verwiesen: der Nutzer kann hier durch anarchistische Kreativität Grenzen ausloten und letztlich (selbst)aufklärerisch wirken. Zumindest lebt die „Idee des Politischen“ im Spiel weiter … ;-).