SALTO … es dreht sich!

Was ist ein Postfolio?

Man ist geneigt, diese Evaluationsergebnisse u.a. mit einer schlechten Usabillity zu verbinden: hier noch ein paar mehr Knöppe, da noch ein einfacherer Workflow. Wir haben uns dieses Mal aber nicht auf die Technik gestürzt, sondern sind noch mal in die Didaktik gegangen. Ein zentraler Bestandteil der Ausbildung war das Verfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit, also die Beantwortung einer Forschungsfrage mit wissenschaftlichen Mitteln. Das war nie so recht befriedigend, u.a. weil der Zeitrahmen für Berufstätige eng ist und man sich fragen musste, ob die Professionalität eines Trainers mit richtigen Zitieren (böse gesagt) besser wird. Der DTTB hat beschlossen, die Hausarbeit als Prüfelement fallen zu lassen. Stattdessen gibt es jetzt die Aufgabe, einen Spieler elf Monate (also fast die ganze Ausbildungszeit) zu coachen: Analysephase, Zielfindung, Coachingprozess und Ergebnisaufbereitung. Genau das finden die Teilnehmer attraktiv und herausfordernd, weil das Coachen genau den Kern ihres Selbstverständnisses ausmacht und sich von hier aus viele Fragen ergeben.
Nachdem wir das neue Coachingkonzept erstellt hatten, haben wir es mit der e-Portfolioarbeit verbunden. Mit dieser neuen Binnenstrukturierung (Analyse, Ziel, Prozess, Ergebnis) ist nun wesentlich klarer, warum man das „mit dem e-Portfolio macht". Die große Anzahl an Artefakten (z.B. Videokommentare und Blogbeiträge) die innerhalb der ersten drei Phasen entstehen lässt sich nun reduzieren, man kann wichtige Artefakte von unwichtigen trennen, man kann Verbindungen zwischen Artefakten festhalten. Wir haben uns wieder dafür entscheiden, dass die Ergebnisse aus der e-Portfolioarbeit der Jury bei der Endprüfung vorgestellt werden sollen – das motiviert – alle! Aber wir werden das nicht mehr in der Lernumgebung machen, weil sich die Komplexität eines Entwicklungsportfolios niemals so „schön" darstellen lässt, dass man es in 10 min der Jury vermittelt. Stattdessen machen wir einen bewussten Medienbruch und lassen die Teilnehmer „wissenschaftliche Poster" zum Coachingprojekt erstellen (ein klein wenig Wissenschaft durch die Hintertür, sozusagen). Das zwingt die Teilnehmer dazu, nur Wesentliches zu nennen, in einer Form, die Dritte anspricht und in einer 5-min-Prüfung machbar ist, auch ohne Beamer und Strom. Neu ist, dass die Inhalte des Posters mit Artefakten aus dem e-Portfolio referenziert werden müssen, der Prüfer also fragen können muss, ob es zu dieser Aussage (auf dem Poster) eine Videoszene mit Kommentierung gibt – online mit dem smartphone ist man ja immer ;-). Diese neue Form des wissenschaftlichen Posters könnte man „Postfolio" nennen, also ein Kunstwort aus Poster und Portfolio. Wir werden sehen, ob das Coachingkonzept, die e-Portfolioarbeit im letzten Viertel des Kurses, die Erstellung der Postfolios und die Diskussion in der Prüfung befriedigende Ergebnisse liefern. Toll ist jedenfalls – und da bin ich dem DTTB (besonders aber Markus Söhngen) dankbar – dass sie unglaublichen Mut bei der Umsetzung von neuen Konzepten beweisen. Aber wir wissen ja: nur die Harten kommen in' Garten.
Ist das ein deutsches Unternehmen?

Für mich neu war der Messemodus: Neun Stunden Dauerakquise, also Gesprächsbereitschaft und tatsächliche Gespräche mit Menschen aus dem Trainingsumfeld (Innovation, Personal, Kommunikation, Persönlichkeit, Therapie, Rettung, Sicherheit). Erst im Gespräch ergaben sich die konkreteren Einsatzszenarien, die man mehr oder weniger aus dem Stegreif auf die edubreak-Potenziale anpassen musste. Das klappte überwiegend gut, denn die aktive Bearbeitung von Videos durch Kommentare im Rahmen von Blended Learning-Szenarien ist anschlussfähig und wir sehen, dass die Erfahrungen rund um die Sporttrainerausbildung seit 2007 viele Transferideen bieten.
Besonders interessant fand ich ein Brainstorming mit Kollegen (Briten die deutsch konnten :-) aus dem „Innovationstraining". Neben den allgemeinen Erfahrungen zum Blended Learning und zur Videokommentierung finde ich diesen Bereich wegen des Gegenstands hochspannend: Wie kann man Kreativität und unternehmerisches Denken fördern, wie kann man Menschen dazu animieren, Innovationen in ihren Organisationen voranzutreiben? Da kommen zurückliegende Erfahrungen aus meiner Siemenszeit und zum Analogietraining wieder hoch und verbinden sich mit den aktuellen Potenzialen der Videokommentierung – toll.
Apropos „Briten": Mit Peter Jones von Change Evolution hatte ich genau diese interessante Denkbewegung. In einem Mix aus Englisch und Deutsch hantierten wir etwas lauter zu Begriffen wie „Knowledge in Action", „Reflection in Action" und „Reflection on Action" – D. Schön lässt grüßen. Mit einem Ohr bekam ich mit, wie einer der Standbesucher fragte: „Ist dies ein deutsches Unternehmen?" Ghostthinker, We stop Videos, Denglish … ja wir waren sehr
international … für ganze drei Tage ;-).
GMW 2012: Seitengespräch

Insgesamt fand ich die drei Tage (nach mehrjähriger GMW-Abstinenz) interessant: neue Themen, neue Gesichter im Vorstand (Beat, Sandra, Hr. Köhler) und eine Diskussion in Richtung „neue Vortragsformate". Letzteres stand im Zusammenhang mit der Diskussion mit dem GMW-Band: Wenn dieser schon vorab zur Verfügung steht, dann sollte auf der Tagung selber nicht der Text 1:1 vorgestellt werden, das wäre langweilig. Wenn man aber schon über neue Formate nachdenkt, dann könnte man neben gemäßigten Innovationen (Rollenspiele etc.) ggf. auch mal in Richtung Science Slam denken. Aber dann müsste es neben dem Best Paper auch einen Best Performance Award geben. Eine Trennung scheint mir sinnvoll, denn ein Best Paper folgt gänzlich anderen Kriterien als eine Best Performance, oder?
Völlig blau!
Am 06. und 07
Am zweiten Tag durfte ich in der Früh einen Impulsvortrag zur „Vision SALTO" halten. Das sollte kein Kaffeesatzlesen zu einer fernen Cloud-Zukunft werden, sondern die Teilnehmer zum eigenen, möglichst konkreten und bedarfsorientierten Weiterdenken animieren, was wir dann in kleinen Arbeitsgruppen auch gut umgesetzt haben. Auf dieser Grundlage konnten wir uns dann dem Kern des zweiten Tages nähern und die Frage beantworten, was jeder Partner vom jeweils anderen Partner "haben" möchte und was er bereit ist zu "geben": Haben und Geben also, das war im Gegensatz zu nebelösen Kooperationswünschen erfrischend konkret und irgendwie auch verbindlich!
Aus der Ruckschau zwei gute Tage, denn einerseits WISSEN die Teilnehmer jetzt mehr darüber, was SALTO ist, was SALTO soll und andererseits hatte ich den festen Eindruck, dass die Teilnehmer nun auch SALTO WOLLEN. Ja dann mal tau.
Wir üben Medien

Also, um was ging es? Es gibt sogenannte „Eliteschulen des Sports", indenen Leistungssportler/ innen zur Schule gehen (Klasse 5-12), nebenbei aber sehr gute Möglichkeiten erhalten, ihren Sport zu trainieren. An einer ebensolchen Schule fanden von Montag bis Mittwoch die Hamburger „Medienkompetenztage" statt. Das Ziel bestand darin, die Schüler aller Jahrgangsstufen (insgesamt 220) durch aktive Medienarbeit ein wenig kompetenter zu machen, was den Umgang mit digitalen Medien angeht. Andreas hatte hierzu mit seinen Studenten/innen ein wirklich tolles Konzept erarbeitet und einen differenzierten, logistischen Durchführungsplan (wer macht was, wo, wie, mit wem) erstellt – eine Meisterleistung. Die unteren Jahrgänge sollten z.B. Informationen zu „ihre Sportart" zusammentragen, die mittleren Jahrgänge Blogs zur Präsentation erstellen, die oberen Jahrgänge in Interviewsituationen den Umgang mit Sportreportern üben. Die jeweiligen Präsentationen wurden zu Videos verdichtet und in den edubreakCAMPUS gestellt. Hier können/sollen sie im Nachgang unter bestimmten Fragestellungen analysiert, kommentiert und damit reflektiert werden.
Alles super, oder? Wirklich alle hatten sich sehr ins Zeug gelegt: Andreas und die Studenten in der Vorbereitung und Durchführung, die Schüler/innen durch intensive Beteiligung, betreuende Lehrer durch Dauermotivation und das Technikteam der Schule hatte sogar am Sonntag davor „mallocht". Doch es gab einen Spielverderber: Leider ging das Netz nicht so, wie es sollte. Wie immer gibt es viele Ursachen: Auslastung, Router, Ports etc. Nun ja, egal, auch das gehört zur Medienkompetenz, zu wissen, dass die Medien nicht immer so funktionieren, wie man will, und was man dann ersatzweise macht … spontan, flexibel, für alle befriedigend. Vielleicht lernt man auch mehr und tiefer, wenn man das, was man geplant hat, nicht umsetzen kann und dann auf der Grundlage des Planungswissen „umplanen" muss – wie gesagt: spontan, flexibel und für alle befriedigend.
Im Grunde hat mir genau das an den Hamburger Medienkompetenztagen gefallen, das DEN-KOPF-NICHT-IN-DEN-SAND-STECKEN. Ich weiß, vielleicht sieht druckreife Medienkompetenz anders aus, aber man sollte ja nicht die Mittel mit dem Zweck vertauschen.