Neopilgern

Was hat Hip Hop und Parcourklettern mit e-learning zu tun? Schulsport auf neuen Wegen

Wintersemester 2009/10 werde ich (nach einer längeren Lehr-Pause) zusammen mit Alexander Florian mal wieder einen Uni-Kurs anbieten. Unter dem Titel: „E-Learning im Sport: Von der klassischen Sportlehre zum webgestützten Coaching“ wollen wir zusammen mit der Sabelschule in München und dem Gymnasium Ottobrunn Neuland im Sportunterricht betreten. Auf dem Plan steht die web- und videogestützte Begleitung von Tanzstunden (mit Savas) sowie Parcourklettern, also recht moderne Formen der klassischen „Leibeserziehung“. Ich freue mich sehr darauf, weil der Sportunterricht an Schulen meiner Meinung nach noch ein relativ unentdecktes Feld für mediengestützte Formate der Reflexion und Kollaboration mit 2.0-Anwendungen ist und sich für Experimente (dieser Art) anbietet. Mit dabei ist im Übrigen auch Stefan Hörterer (GT), der in diesem Seminar die technische Schnittstelle zwischen Schülern, Lehrern und Studierenden betreut.
Aus- und Fortbildungskonzepte im Fußball


Lesereise – Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft
Ich habe mir das Buch „Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft“ (Bruno Latour) auf Peters Reise-Einladung hin gekauft. Buchtitel sowie Peters erste Zusammenfassung der Einleitung haben mich neugierig gemacht. Die ersten 50 Seiten sind steil und diffus, also eher was für Schnüffelnasen und Geduldige. Folgende Textstellen sind mir hängen geblieben bzw. dort habe ich rumgekritzelt.
- S. 17: Nachzeichnen von Assoziationen … ein VerknüpfungsTYP zwischen Dingen, die selbst NICHT sozial sind … Assoziationen KÖNNEN sich bei Gelegenheiten neu versammeln … und alte Verknüpfungen über Bord werfen. => Klingt nach Beschreibung für Innovationen, erinnert mich an die Diskussion in Peters Blog, weg von Entitäten hin zu Relationen, zeitlich begrenzten kohärenten Strukturen/Formen.
- S. 27 Soziologie 2: Gestalt, Größe, Heterogenität und Kombination der Assoziation => Ein Beispiel würde helfen ;-)
- S. 28 Den Akteuren folgen => Heisst das Mithandeln?
- S. 28 physik 1/ physik 2 [:] Soziologie 1/Soziologie 2 =>Was ist das Analoge?
- S. 29 Kommensurabilität zwischen Spuren ermöglichen =>Physiker als Vorbild?
- S. 36 Programm des Buches: Von Kontroversen lernen, Kontroversen stabilisieren, Kollektive (von Assoziationen?) neu versammeln
Mal sehen wie es weitergeht bei Peters Lesereise. Wenn ich Kontinuität reinbekomme, dann melde ich mich auch im Blog an.
Frankfurter Buchmesse: e-Comics, Analphabetismus und andere Überraschungen

Zum Bereich „Comic“ gibt es eine ganze Halle mit Ausstellern, angefangen vom klassischen Kinderbuch à la „Der dicke Bär“ bis zu Hochglanz-Mangas, Audio und Video inklusiv. Sehr interessant war das Comic-Forum mit Vertretern aus der Comic- und Verlagsszene. Der Punkt „e-Comic“ wurde kontrovers diskutiert; man experimentiert mit dem richtigen Trägermedium (Handy, Smartphone etc.) und neuen Darstellungsstilen (lineare Darstellung, Großaufnahmen, audiounterstützt). In Deutschland hat man vor allem das Problem, dass Comics nicht so angesagt sind (bei Erwachsenen) wie z.B. in Frankreich und das in Deutschland der Anteil an Smartphone mit großem Display noch gering ist. Zudem ist die Nutzung des Internets via Handy/Smartphone in Deutschland noch gering ausgeprägt, anders ist das z.B. im asiatischen Raum, wo viele Jugendliche das Internet vom Handy aus nutzen und nicht via PC. D.h., dem größeren Einsatz von e-Comics für Bildung und Vergnügen stehen sowohl technische als auch kulturelle Barrieren entgegen. Schließlich, darüber wurde in dieser Runde gar nicht diskutiert, ist man in der Entwicklung von didaktischen Szenarien noch nicht weit, was die (interaktive) Nutzung von e-Comics angeht z.B. für Schule, Berufsbildung aber auch Entwicklungszusammenarbeit.
Recht angetan war ich von einer kleinen Podiumsdiskussion zum Thema Analphabetismus vom alphabund. Mir war das Thema in Verbindung mit e-learning aus einer früheren Diskussionen mit Gabi bekannt. Aber wenn dir ein Mann gegenübersteht, der sich schwer artikulieren kann, nach Worten ringt und voller Stolz sagt, dass er den Hauptschulabschluss geschafft hat und jetzt begierig weiterlernen WILL, dann wird die Not aber auch das Potenzial hinter dem Begriff sichtbar. Gerade das engagierte Nachgespräch mit Frau Elfriede Haller vom Bundesverband hat mich dazu motiviert, mehr über dieses Thema zu erfahren bzw. uns in dieses Feld einzubringen. Mal sehen, Anfang November ist eine Fachtagung, wo ich den Austausch zum Einsatz von „Video, Web 2.0, Narration“ für die Aus- und Weiterbildung, aber auch für Fußballprojekte suchen werde. Fußball? :-) Ja, da gibt es in der Tat mehrere Projekte, die unter dem Titel „Fußball trifft Kultur“ laufen. Mal sehen, ob wir da für 2010 was auf die Beine stellen können.
Europa muss durch den Bauch gehen

Das Abendprogramm verlief zunächst etwas zäh: in einem Einstiegsreferat wollte uns Herr x die Glücksformel näher bringen, Dopamin hieß das Zauberwort, die Drüse für den Neurotransmitter liegt irgendwo in der Mitte des Kopfes und ist dann aktiv wenn wir neugierig sind. Na prima! Neugier-Dopamin-Glück. Das liegt nicht weit von: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch wo er spielt.“ … nur ohne Biochemie ;-). Trotz vieler interessanter Querverbindungen im Referat hat mich das nicht vom Hocker gehauen. Wahrscheinlich fehlen mir am Ende solcher Referate die politischen Konsequenzen: Was soll, muss man tun um die Bildungsinstitutionen vor dem Dopaminmangel zu retten?
Der Abschluss des Abends war toll. Aufgefahren wurden acht kulinarische Thementische aus 8 Ländern: Deutschland, Frankreich, Bulgarien, Schweiz, Österreich etc. Also ein sehr leckeres Essen mit ländertypischen Desserts. Man kam schnell ins Gespräch mit dem Nachbarn, über Ländersitten und Kochkünste. Ich dachte mir: Vielleicht müssen wir mehr in Richtung „sinnlich wahrnehmbares“ Europa tun, um die pädagogische Aufgabe "Vielfalt in der Einheit" zu meistern. Mit sinnlich meine ich aber nun gerade nicht einen Ausbau in Richtung „Schweinshachse & Smörrebröd“, sondern die Projekte müssen eine Stimme bekommen. Ich weiß noch nicht genau wohin das führen soll, was ich mit „Stimme“ oder projektverankerter „Sinnlichkeit“ meine: z.B. fand ich es sehr gut, dass am Abend Schüler und Auszubildende aus dem Programm „Mobilität“ zur Wort kamen, also darüber sprachen was sie im Ausland gemacht haben, welche Schwierigkeiten und positiven Erlebnisse es gab. Diese „Stimmen“ von Betroffenen dürfen nicht in glattgeschliffenen Berichten verschwinden, sondern brauchen vermehrt Bühnen: auf ebensolchen Tagungen, in eigenen Portalen, in Schulen etc. Ein solches „Stimmenkonzert“ hilft uns vielleicht dabei, Europäer (jenseits des Wirtschafts- und Finanzraums) zu gewinnen und Europa als p ä d a g o g i s c h e Aufgabe (noch) genauer in den Blick zu nehmen.