Die Kunst des twitterns oder … wissen wann man schweigt

Treibhäuser, Keimzellen, Brutstätten!

E-Learning im Sport: Wir bleiben am Ball!

Die Tagung habe ich unter dem Fokus „E-Learning“ besucht – klar. Obwohl ich weiß, dass das mediengestützte Lernen wohl aufs Erste in der Sportwissenschaft ein Nischenthema bleibt, fanden sich in Münster doch immerhin vier (versprengte) Arbeitskreise, die sich mit dem Thema beschäftigten. Für 2010 wäre es toll, wenn man einen einzigen Arbeitskreis daraus macht um überhaupt mal die Menschen kennenzulernen, die sich in Deutschland mit E-Learning im Sport beschäftigen. Genau das (Kennenlernen) war auf dem Kongress nämlich nicht gut möglich (außer im Kaffeezelt), denn die Organisatoren hatten viele Arbeitskreise parallel laufen lassen, sodass man sich für A oder B entscheiden musste, obwohl C und D auch interessant gewesen wäre. Also: 2010 gibt es einen Arbeitskreis „E-Learning im Sport: didaktische Einsatzszenarien in Schule, Universität und Verband“ … oder so ;-).
Unser eigener Arbeitskreis „Vom Web 2.0 zur Sportpädagogik 2.0“ (Andreas Hebbel-Seeger und ich) war pappenvoll. Ne Quatsch, schön wärs gewesen. Immerhin haben wir aber vor 10 interessierten Zuhörern gesprochen; Andreas online zugeschaltet aus Hamburg via Adobe und Marco Danisch und ich selber live vor Ort. Im Ergebnis war ich zufrieden mit dem AK, nicht weil wir eine Sportpädagogik „2.0“ aus dem Boden gestampft haben (was sollte das auch sein?), aber doch weil wir die versprochen Beispiele für die Umsetzung des Web 2.0 Ansatzes in der Sportpraxis zur Diskussion stellen konnten. Mit meinem Beitrag „WIE Bildungstechnologien die Trainerausbildung verändern – Transferpotenzial für die Sportpädagogik?“ wollte ich zeigen, welche Veränderungen in der (Verbands-)Praxis faktisch möglich sind um von hier aus zu fragen: Was will, kann, muss die Sportpädagogik aufnehmen? Dabei merke ich immer mehr, wie fruchtbar BEISPIELE sind, denn genau darüber kommen die Teilnehmer ins Gespräch (theoretisch wie praktisch), was Ziel und Zweck dieser Zusammenkunft ist.
Fazit: Wir brauchen im Sport und Sportwissenschaft einen Raum, eine Bühne für die fragmentierte E-Learning-Diskussion. Das kann über den Deutschen Olympischen Sportbund und/oder über die Deutsche Gesellschaft für Sportwissenschaft bzw. Sektion Sportpädagogik? organisiert werden. Der Fokus muss auf der Didaktik liegen, denn sonst erzeugt man bei Bildungskollegen (so mein Eindruck) keine Resonanz. Vielleicht sind auch die Landessportbünde der richtige Ort, um über neue Formen der Aus- und Weiterbildung zu sprechen, mal sehen, wir bleiben auf jeden Fall am Ball ;-).
Fernausbildungskongress der Bundeswehr – Eindrücke

Mittwoch Nachmittag saß ich in einem interessanten Workshop zum Thema „Entdeckendes-spielerisches Lernen in neuen, virtuellen Welten“ (Dr. Weller). Dort hat der erste Referent (der Name ist mir entfallen) Eckwerte zu einem geplanten Projekt vorgestellt, indem es inhaltlich um den Bereich Sanitäter/Notarztausbildung gehen soll. Augenfällig an der „Machbarkeitsstudie“ war der starke Fokus auf IT-Fragen: Nutzung von Java oder Flash, Rechtesysteme, Sicherheit, welche Programmier-Engine nutzen wir? Aus meiner Sicht relativ blauäugig (Herr Wiemeyer von der TU Darmstadt hat im Folgereferat auch darauf hingewiesen) wurde mit der zentralen Herausforderung des Storydesigns und Gameplay umgegangen: Wer bereitet die Inhalte aus dem Fachkontext für welchen Zweck auf (geht es um Üben, Spielen, Lernen?), wer ist die genaue Zielgruppe (Männer, Frauen etc.), welche Spielidee/Strategie liegt zugrunde, wie sieht das übergreifende Lernkonzept aus, indem die Game-Komponente eingebettet ist etc. Vielleicht war das nicht der Referatsschwerpunkt (der Kollege war IT-ler), ich weiß, aber aus dem Projekt von Frederik Adler weiß ich, wie aufwändig z.B. das Konzept zum Game Play ist, so dass der ganze Summs auch funktioniert, spricht MACHBAR ist (= Machbarkeitsstudie).
Am Donnerstag Vormittag konnte ich mir die Referate eines amerikanischen Militärs (Joseph Camacho), zweier Vertreter der Bundeswehr (Brigardegeneral Kloss und Barth) und Gabi (Reinmann) anhören. Ich muss klar sagen, dass die ersten drei Referate für systeminterne Zuhörer, also Vertreter des Militärs, gedacht waren, denn: Da ging es fast ausschließlich um Organigramme (wo ist das Projekt aufgehangen, Budgetwerte), abstrakte und austauschbare Zielformeln (Qualität, Effizienz, 24/7, global, etc.) und Militärbeispiele, die in ihrem Inhalt unscharf blieben (story telling, game based, Individualisierung). Kurz: spannend sind die Geldsummen, die in diesem Bereich bewegt werden, unpassend für eine wissenschaftliche Tagung – so meine ich – waren die Vorträge der Militärs, weil darin weder Theorie noch Empirie noch bildungspolitische Rahmungen zur Sprache kamen. Gerade Letzteres hätte mich in dieser Domäne sehr interessiert!
Gabis Keynot war gegenüber den Vorreden wissenschaftlich anspruchsvoll. Ihre Frage, „Wie praktisch ist die Universität?“ ist zunächst eine hochschulpolitische Provokation! Darf man heute noch nach dem Zweck der Universität fragen? Wir sind doch auf einem guten Weg, oder? Mit den beiden Prämissen „Berufsausbildung“ und „Berufsvorbildung“ knüpft sie an eine alte Diskussion an, verbindet diese aber mit dem theoretischen Konzept des situierten Lernens (Hudchins, Wenger) so, dass das forschende Lernen zu einer neuen „Praxis“, eben das der Wissenschaft, wird. Gegenüber dem Ausgangskonzept erweitert sich das situierte Lernen an der Universität um ein Erkenntnisinteresse, eine kritisch-reflexive Haltung und individuelle Autonomie. „Praxis“ an der Universität ist also nicht primär ein stimmungsvolles Aufgehen in der Situation, sondern (das ist die Modifikation) auch Distanznahme, Sachbezug … und Einsamkeit (obwohl sie das so nicht ausdrückt).
Das klingt altmodisch und Gabi wird in der Tat nicht müde, die alten Tugenden gegen ein sog. Lernen 2.0 in Stellung zu bringen, indem der Einzelne sich seiner Verantwortung (vermeintlich) entzieht. Vielleicht ist das von ihr ein übertriebener und ungerechtfertigter (Bildungs-)Reflex gegenüber aller Begeisterung der 2.0ler in Richtung Emergenz & Schwarm. Wir wissen ja: man erkennt den Gebildeten daran, dass er seine Sache mit Leidenschaft verteidigt ;-). Nun greift Gabi am Ende des Referats aber doch auf Werkzeuge des Web 2.0 zurück: Blogs, Wikis oder E-Portfolios sollen beim forschenden und situierten Lernen helfen, sie sollen einen dabei unterstützen wissenschaftstypische Fragmentierungen (zeitlich, räumlich, inhaltlich) in eine Art (mentale und materialisierte) Kohärenz zu überführen. Dreht sie sich am Ende im Kreis? Nein, man muss trennen zwischen der Ziel- und Zweckdimension und der Umsetzungs-Methodendimension. Im ersten Fall ist Zurückhaltung gegen eine 2.0.Philosophie angeraten, im zweiten Fall darf man nicht nur 2.0-Werkzeuge nutzen, sondern soll damit experimentieren, will man das forschende Lernen unter eine situierte Perspektive mit digitalen Medien stellen.
Wie immer (ich vermute es wird noch schlimmer) bieten Gabis Referate keine leichte Kost. Vor allem die „Lösungsperspektiven“ werden gegenüber früheren Referaten ambivalenter. Warum? Weil sich hochschuldidaktische Probleme der Universität nicht (allein) didaktisch lösen lassen und der Rückgriff auf politische Prämissen (wie sie es tut) zu normativen Fragen führt, um die sich vorzüglich streiten lässt (z.B. Zweck der Universität). Ich bin gespannt auf 2010. Wie politisch wird die E-Learning Szene werden? AUS/ BILDUNG/ HANDELN – so der Titel des Fernausbildungskongresses – bot dazu schon mal ein gutes Wortspiel.
EU-Antrag wird gefördert: Fahrlehrerausbildung

*Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
Vom Web 2.0 zur Sportpädagogik 2.0

So signalisieren wir mit unserem AK eine Art Zäsur, denn die Sportpädagogik/ Sportdidaktik könnte ganz besonders vom partizipatorischen Potential der Web 2.0 Ansätze profitieren. Konkret wollen wir den Teilnehmern zeigen, wie man sich die bisher schwer einzulösenden Reflexionspotentiale in der Bewegungs- und Spieledomäne vorstellen kann.