Leerer Hörsaal
Am Dienstag war ich wieder mal in Köln, da ich von der MNU (Deutscher Verein zur Förderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts e.V.) zu einem Vortrag eingeladen wurde. Sprechen sollte ich über unser gerade abgeschlossenes Projekt "Techpi & MaliBu 2.0", also zum Thema "Sachkundeunterricht, Narration und Web 2.0", primär aus einer Didaktikperspektive. Angesprochen werden sollten Grundschullehrer/innen. Leider war keiner da … also gaaaar keiner. Ist auch mal eine Erfahrung ;-).
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Gastvortrag in der Sportpädagogik

Den Vortrag konnte ich vor ca. 20 Studenten/inne halten. Inhaltlich habe ich im Kern die edubreak Umgebung (und damit unseren TTVN Piloten) vorgestellt und mich an diesem Ort vor allem auf die pädagogisch-didaktischen Potentiale konzentriert. Gegen Ende habe ich salopp für eine Sportdidaktik 2.0 geworben, die neben päd.-psychologischen Theorieelementen auch organisationale Fragen berücksichtigt.
In der Sportpädagogik/-Didaktik ist man ja bis jetzt noch rel. zurückhaltend gegenüber den digitalen Medien. Zumindest schlägt sich das noch nicht in Forschungsschwerpunkten (mit kleinen Ausnahmen) oder Publikationen nieder. Umso froher war und bin ich, dass sich während und nach dem Vortrag keine Abwehrreaktionen zeigten, sondern die Studenten/innen recht aufmerksam zuhörten und zurückhaltend Fragen stellten. Vielleicht kommen ja noch einige Anmerkungen durch Kommentare der Studenten zustande!? ;-). In jedem Fall freue ich mich sehr darüber, dass ich das Thema auch einmal echten Sportpädagogen vorstellen konnte und ich am Ende kein Naserümpfen erntete, sondern mit recht freundlichen Worten entlassen wurde. Evtl. erwächst ja aus der Bochumer Verbindung noch mehr …
„Über Web 2.0 hinaus“ – Innovationsworkshop in Saarbrücken
Am Freitag waren wir, d.h. das Augsburger Team (Adler, Fahrner, Metscher, Sporer und Vohle) an der Universität des Saarlandes, um dort im Rahmen eines hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramms "BILDUNGSINNOVATION DURCH BILDUNGSTECHNOLOGIE" einen „Innovationsworkshop“ zu veranstalten. Christoph Igel hatte mich vor ca. drei Monaten gebeten, etwas zum Thema „Web 2.0“ zu erzählen und so war der (gedankliche) Schritt für mich nicht weit aus einer Einmannshow eine Teamveranstaltung zu initiieren, in der die doch sehr unterschiedlichen Facetten des Themas (Technologie, Lernkultur, Organisation und Didaktik) zusammenfließen. Aus diesem „Auftrag“ haben wir dann gleich so etwas wie ein Servicemodul konzipiert, dass wir auch im eigenen Hochschulkontext einsetzen können (wenn man denn wollte). Neben Einstiegsreferat von Tom, walk around (eine Art individuelles Tischgespräch zu eigenen Projekten) und Transfergesprächen war für mich der zwar kurze aber ausbaufähige „advocati diaboli“ der Höhepunkt. Wir hatten dieses Rollenspiel in Toms (Medienfeuerwerks-) Vortrag eingebettet, um die für die Teilnehmer vermeintlich impliziten Dimensionen des Themas zu verdeutlichen. Didaktisch macht man das ja gern durch Übertreibung – so auch hier in unserem Format. Mir kam dabei die Rolle der „Kultur“ (… Herr Sporer, mir plazt der Kragen!), Johannes der „Technologie“, Frederic der „Ökonomie“ und Ulrich der „Organisation“ zu. Sicherlich sind die Rollen nicht trennscharf. Aber schon unser erster Versuch in diese Richtung war erfolgreich. Neben den vielen Informationen, Technologien ggf. auch Konzepten zu Web 2.0 existieren nämlich Vorbehalte und Ängste, falsche Erwartungen und visionäre Versprechungen (Selbstorgansiation) zu diesem Thema, was die Arbeit eines Hochschuldidaktikers oder Organisationsentwicklers stark behindern kann. Sich diesen „negativen, impliziten Energien“ zuzuwenden, ihnen ausreichend Raum zu geben ist sicherlich für den gesamten organisationalen und persönlichen Veränderungsprozess sehr wichtig; auch (arbeits)ökonomisch. Am Tagesende waren wir mit unserem Werk zufrieden, einerseits begründet durch die (ersten) Rückmeldungen der Teilnehmer, anderseits auch deshalb, weil der Mix aus Referat, Rollenspiel, gruppenorientiertes Schildchenkleben, Input à la walk around, Coaching und Transfer ausgewogen war und unsere „Erstlingstat“ (in dieser Kombination) soweit funktionierte.
Kölner Tagung

Fokus meiner Reise war aber der Arbeitskreis am Samstag, den wir in Anbetracht der Zielgruppe „Bildungstechnologien für Sport und Sportunterricht“ genannt hatten, wobei das „für“ in Richtung „Verwertbarkeit, Anwendungsbezug“ gedeutet werden sollte. Geplant waren fünf Beiträge der Teams aus Hamburg, Saarbrücken und Augsburg. „In echt“ schmolz das Ganze dann auf 3 Beiträge zusammen, was aufgrund des engen Zeitrahmens von 90 min im Nachhinein auch gut war. Nach einer Einführung von Andreas startete er selbst mit einem Beitrag über Podcasting im und für den Sportunterricht sowie zu Second Life. Geplant war daraufhin ein dramaturgisch brillanter Übergang in eine Liveschaltung nach Augsburg ins Medienlabor des imb, wo Christoph Igel und Roberta Sturm an den Mikros saßen (Danke an Ulrich!). Leider waren an der Sporthochschule nicht alle Ports freigeschaltet, sodass ihr Vortrag „in“ Second Life flach viel und Christoph via Skype und Folien-Handschaltung den Vortrag hielt – Gegenstand war das eBuT Projekt und neuere Perspektiven in Richtung fachwissenschaftliches Wiki. Den Abschluss machte ich mit dem vielsagenden Titel „Web 2.0 im Sportunterricht“, indem ich Elemente der edubreak-Umgebung vorstellte.
Im Nachgang haben Andreas und ich nochmals darüber nachgedacht, wie und wo man im Workshop Kürzen, Vereinfachen und Zusammenfassen hätte können. Trotz positiver Rückmeldungen zur „Darbietung“ gab es aus unserer Sicht immer noch zu viel Ballast in Form von theoretischen Erläuterungen, auf die man zu Gunsten von mehr Diskussion hätte verzichten können. Andreas machte den Vorschlag, dass wir bei der nächsten, gemeinsamen Tagung mit einem anderen Format experimentieren sollten, einer Art gegenseitigen Kommentierung, um den Vortragenden zu Reformulierungen und Verdichtungen (… auf den Punkt bringen) aufzufordern. Ich bin mir sicher, dass wir uns dabei gut ergänzen werden.
Schlusswort: Herr Kretschmann von der Uni Stuttgart resümierte in seinem Referat am Freitag sinngemäß etwa folgendes: „Digitale Technologien sind im Sportunterricht trotz guter Programme noch nicht angekommen. Es fehle an gut durchdachten Unterrichtskonzepten und an Diffusion- und Implementationsstrategien.“ Also fehlen nur noch diese Konzepte und Strategien (top down)?? Nach einigen Gesprächen mit Didaktikern an der Sporthochschule wurde mir wieder „sonnenklar“, wie weit der Weg für die Bildungstechnologien innerhalb der Sportpädagogik noch ist. Vielleicht aber – so die Hoffnung – gehen die Veränderungsimpulse von unseren medienaffinen Kindern (und einige engagierte LehrerInnen – eine aktuelle Diskussion ausserhalb des Sports findet sich hier) aus, vielleicht helfen sie uns auf die Sprünge!