Sportpädagogik und Web 2.0?!

Während der ganztägigen Sitzung wurden viele Fragen angesprochen, so z.B. das Theorie-Praxis-Verhältnis (mit der Doppelperspektive von „Praxis“ im Sport) und wie man damit konkret in der Lehrsituation umgeht. Oder die aktuelle Forderung der DOSB-Richtlinien nach „Kompetenzorientierung“ und was das für Folgen für die Lehrorganisation haben müsste.
Eines wurde klar: Die Trainerausbildung im Sport ist ein spannendes Feld für eine „neue“ Sportdidaktik, die das mediengestützte Lehren und Lernen unter einer Bildungs- und Organisationsentwicklungsperspektive betrachtet. Es wäre anregend und sicherlich auch erforderlich innerhalb der wissenschaftliche Bezugsdisziplin – der Sportpädagogik – einen Diskurs hierüber zu starten.
Tech Pi – Zwischenstand

Sportcall in Zeitschrift E-Learning

Digitale Medien in der Sportwissenschaft
Am Mittwoch war ich auf einer Sitzung des adhoc Ausschusses "Neue Medien" der dvs an der Darmstädter TU. Anwesend waren die Herren Igel, Wiemeyer, Hebber-Seeger und Baca aus Wien. Wir haben darüber gesprochen, welche Schwerpunktthemen für die Sportwissenschaft bezogen auf das Querschnittsthema "digitale Medien" in den nächsten Jahren von Interesse sind bzw. sein sollen. In den nächsten Monaten erarbeiten wir hierzu ein Papier. In der multidisziplinär verfassten Sportwissenschaft kann man sehr schön sehen, das die technologischen Disziplinen das "e" Thema frühzeitig aufgegriffen haben, die text- und normenorientierten, reflexiven Disziplinen wie Soziologie, Pädagogik, Philosophie tun sich eher schwer damit, die Potentiale des e-learnings für sich zu erkennen und die digitalen Medien in Lehre und Forschung einzubinden. Ich denke, dass diese Spaltungstendenz eine (von mehreren) wichtigen Aufgaben ist, die man aus strategischer Perspektive bei diesem Thema berücksichtigen muss, wenn man die digitalen Medien in der Breite verankern will. Aber auch hier gilt: wir müssen viel mehr mit konkreten Beispielen arbeiten, WIE man die neuen Medien, z.B. ein Wiki oder Poadcast intelligent in Lehrveranstaltungen einbaut. Ein Beispiel was mir in letzter Zeit immer abgenommen wird ist unser aktuelles Wikiseminar an der Uni Augsburg: Ruben Schulze Fröhlich und Alex Ganz entwicklen mit Studenten Fachtexte aus dem Bereich der Medienpädagogik und stellen diese bei Wikipedia online. Die 24 h Rückmeldung der Fachcommunity bringt nicht nur eine Reihe konkreter Hinweise, wie man es besser machen kann, sondern ist durch den hochauthentischen Prozess sehr motivierend für die Studenten und Dozenten. Dies ist also ein Beispiel für den Einsatz neuer Lerntechnologien in einem "Textfach". Das Beispiel zeigt auch sehr gut, dass hier nicht klassische Multimediapotentiale zum Einsatz kommen (Simulationen etc.), sondern eher kollaborative, netzgestützte Formen, die ein "model building" (vs. model learning) unterstützen.
Learning World
Gestern bin nach Berlin geflogen und zwar zur 8. Learning World der IMC Gruppe. Dabei war ich gar nicht drin, sondern nur davor :-) …der Eintrittpreis war etwas happig. Egal, ich wollte ja auch gar nicht zur Tagung selber, sondern ich wollte im Rahmen der Vorarbeiten zu unserer Paneldiskussion auf der Hamburger GMW Tagung Stimmen mit der Videokamera zum Thema "Kreative Hochschullehre" einfangen, was mir, wenn der Ton passt, auch gelungen ist :-): Ich habe nämlich Prof. Graf, Mediziner an der Uni des Saarlandes, Herr Prof. Müller Böhling vom CHE, Herr Dr. Igel vom VISU und Herrn Ehssan Dariani von StudiVZ gesprochen. Ich hoffe sehr, dass wir die interessanten Stimmen in unserer Dramaturgie einbinden können. Auch wenn wir nicht alles verwerten, …wir werden definitiv diese Stimmen (aufbereitet) in unser Ö+B Portal einbinden, sie gehen also nicht verloren.
Innovatorik für den Spitzensport
Am Dienstag habe ich in Frankfurt auf der Tagung "Innovatorik für den Spitzensport" (Bundesministerium für Sportwissenschaft) einen Vortrag zum Thema "Trainerausbildung 2.0" gehalten, wobei das 2.0 auf unser eRIS Projekt hinweisen soll, indem ein interaktiver Videoplayer und andere Web-Werkzeuge zum Einsatz kommen sollen. Der Vortrag wurde soweit wohlwollend aufgenommen, es gab keine Gegenwehr ;-). Die Fragen gingen in zwei Richtungen: a) Wie groß ist der Aufwand, um die Videos in "angemessener Fom" aufzubereiten und b) Wie motiviert man andere Trainingsteilnehmer das eigenen Trainingsvideo zu kommentieren? Ich hatte mich vor allem bei der ersten Frage festgebissen, weil dahinter die Annahme steckt, dass Experten die Videos nach wissenschaftlichen Kriterien (Optimalbewegung) aufbereiten. Ich habe Herrn Prof. Hartmann von der TU München dann sicher eine spekulative Antwort gegeben, hinter der ich aber stehe: es geht mir als Trainierender nicht darum, dass ich eine aus 100 Topspielern gemittelte Optimalbewegung bekomme, sondern es geht mir persönlich darum, dass ich mein eigenes Bewegungsoptimum finde bzw. konstruiere. So gibt es z.B. im Tennisaufschlag eine ganze Variation von unterschiedlichen Aufschlagstilen. Diese sind zwar in ihrem Grundschema gleich, Schwerpunktverteilung, Armeinsatz und andere Parameter variieren jedoch stark – bei sehr ähnlichen Erfolg. Bezogen auf den angesprochenen Aufwand komme ich also zu dem Ergebnis, dass die "Aufbereitung" des Videos auf der Ebene der Kommentierungen des Eigenvideos liegt und nicht in einer Selektion von idealen Bewegungssequenzen durch Dritte. Das schließt ja gar nicht aus, dass man sich einen Topspieler als Referenz anssieht.
Nun gut, hier gibt es sicher noch eine Menge Gesprächsbedarf, weil natürlich der Ansatz "user generated content" und der Nutzen dieses Ansatzes für die Eigensteuerung (bezogen auf Sportbewegung) in der Tat etwas Neues in der Trainings- und Bewegungswissenschaft ist.